Schaltanlagen

In den Artikeln „Umspannwerke“ oder „Bahnstrom“ wurden auf dieser Internetseite bereits Umspann- und Schaltanlagen zur Umspannung und Verteilung von elektrischer Energie in Stromversorgungsnetzen sowie zum Zusammenfassen von Lasten bzw. Verbrauchern angesprochen, deren gekapselter Sammelschienenraum für einen einwandfreien Betrieb mit Hilfe eines sogenannten Schutzgases isoliert ist. Dass diese Technologie auch ohne konventionelles Treibhausgas und damit umweltfreundlich möglich ist, zeigt eine neue Schaltungsanlage des Energieversorgungsunternehmens EWE aus Oldenburg.

In den bisher installierten gasisolierten Schaltanlagen (engl.: gas-insulated switchgear, GIS) wird als Isoliermedium für den hermetisch verschlossenen Sammelschienenraum üblicherweise das Gas Schwefelhexafluorid (chemische Summenformel: SF6) verwendet. Diesem Schutzgas kommt die Aufgabe zu, die Umgebungsluft mit ihren Atmosphärengasen wie Stickstoff (N2), Sauerstoff (O2) oder Wasserstoff (H2) zu verdrängen, um unerwünschte chemische Reaktionen zwischen Material / Luftsauerstoff und somit in der Folge Korrosions- oder Verbrennungsprozesse zu vermeiden.

Im Hinblick auf den Klimaschutz stellt dieses Inertgas laut dem 5. Sachstandsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) das stärkste bekannte Treibhausgas (THG) dar. Zum Vergleich: Die Wirksamkeit von 1 kg SF6 entspricht bzgl. seines klimaschädlichen Treibhauseffektes etwa 26.087 kg Kohlenstoffdioxid (CO2) bei einer atmosphärischen Lebensdauer von ca. 3.200 Jahren. Nach Schallschutzvorrichtungen sind elektrische Umpsann- und Schaltanlagen der größte Emittent von Schwefelhexafluorid in die Erdatmosphäre.

Die Fa. Siemems hat in ihrem umweltfreundlichen „blue GIS-Portfolio“ eine innovative Technik für Schaltanlagen entwickelt, die auf den Einsatz von umweltschädigendem THG verzichtet und ihre Leistungsschaltfelder stattdessen mit dem klimafreundlichen Isoliergas „Clean Air“ in Kombination mit der bewährten Vakuumtechnologie als Schaltprinzip zur Inertisierung des Schienenraums ausstattet und somit Versorgungssicherheit und Klimaneutralität verbindet. Das Isoliermedium Clean Air basiert dabei auf den Bestandteilen reiner Luft und ist sehr stabil, ungiftig, nicht entflammbar und für sämtliche Einsatztemperaturen geeignet.

Der Verteilnetzbetreiber (VNB) der EWE, die EWE Netz GmbH, hat vor wenigen Tagen in Kooperation mit Siemens Smart Infrastructure in Brake eine solche fluorgasfreie Schaltanlage auf der Mittelspannungsebene (Spannungsbereich in der Regel über 1 kV bis einschließlich 52 kV) in Betrieb genommen. Sie ist eine der ersten ihrer Art in Deutschland und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag des EVU für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung in der Region Weser-Ems. Erklärtes Ziel der EWE ist es, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, wozu auch diese infrastrukturelle Investition einer umweltfreundlichen Erneuerung des Mittelspannungsnetzknotens in der niedersächsischen Wesermarsch zählt.