Von Kohlekraftwerken zu Stromspeichern

Im Artikel „Deutschlands Ausstieg aus der Kohleverstromung“ wurde beschrieben, wie dieser Anfang des Jahres von der sog. Kohlekomission bzw. Bundesregierung gefasste Beschluss zur Erreichung des nationalen Klimaziels bzgl. der angestrebten Emissionsreduktion von Kohlenstoffdioxid bis zum Jahr 2038 umgesetzt werden soll. Mehr als einhundert deutsche Stein- und Braunkohlekraftwerke müssten danach mit immensen volkswirtschaftlichen Kosten und Schaden rückgebaut werden. Forscher wollen die stillgelegten, nicht zu Gas- bzw. kombinierten Gas- und Dampferzeugungseinheiten umfunktionierten Kohleanlagen nun jedoch zu Kraftwerken zur Stromspeicherung in Verbindung mit erneuerbar produzierter Elektrizität umbauen.

Die Idee des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist es, die bereits bestehende installierte Technologie und Infrastruktur der geplanten stillzulegenden Kohleanlagen zu nutzen und lediglich die derzeit mit den Primärenergieträgern Stein- oder Braunkohle befeuerte herkömmliche Dampferzeugungseinheit der Anlage zu ersetzen. Die Dampfturbine sowie der Generator als grundständige Komponenten eines jeden Kohleblockes bleiben also erhalten, während die Dampfherstellung über die bekannte Technik eines Wärmespeichers mit flüssigem Salz als Thermomedium erfolgt.

Dazu werden auf dem Kraftwerksgelände zwei miteinander verbundene Behälter mit einem Fassungsvolumen von jeweils mehreren Zehntausend Kubikmetern flüssigem Salz errichtet. Wenn nun überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energieanlagen wie zum Beispiel aus Wind- oder Solarkraftwerken produziert wird, wird kaltes Salz dem ersten Silo entnommen und mit dem zugeführten regenerativ erzeugten Strom durch einen elektrisch betriebenen Wärmeübertrager (vgl. Artikel „Wärmetauscher in der Kraftwerkstechnik“) aufgeheizt und in den zweiten Bunker für das heiße Salz eingespeist. Wird nun im Bedarfsfall Strom benötigt, zum Beispiel während der typischen Hochlastzeiten zur Morgen- oder Abendspitze, so wird das erhitzte Salz dem Speicher entnommen und erneut über einen Wärmetauscher geleitet.

Durch die thermische Energie des heißen Salzes kann durch den Vorgang der Wärmeübertragung nun CO2-frei Dampf erzeugt werden, indem wie im klassischen Verfahrensprozess Speisewasser erhitzt wird. Wie im Kohlekraftwerk auch treibt der entstandene Wasserdampf anschließend die konventionelle Turbine an, die wiederum den nachgeschalteten Generator mit Erregermaschine anspricht, so dass emissionsfrei (oder in der Gesamtbilanz zumindest emissionsarm) Strom ohne die Verbrennung von fossilen Brennstoffen erzeugt werden kann. Nach Angaben des Instituts für Technische Thermodynamik des DLR beträgt die Temperatur des kälteren Salzes etwa 250 °C, während jene des vorher durch elektrische Energie erhitzten Salzes bei rund 500 °C liegt.

Auf diesem Wege wäre es nicht nur möglich, die angesichts des geplanten Ausstiegs aus der Kohleverstromung nicht mehr benötigten Kohlestandorte einschließlich Personal vollständig oder zumindest teilweise zu retten, die nationalen Treibhausgasemissionen im Sinne des internationalen Klimaabkommens zu reduzieren sowie den Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen voranzutreiben, sondern endlich auch deren überschüssige Energie zu speichern – eine adäquate, effiziente Speichertechnologie dafür sowie zum Abfangen von Windflauten und zur besseren Auslastung von Windkraftanlagen ist derzeit nach wie vor noch nicht vorhanden. Nach Angaben des Bundesverbandes Windenergie wären dies allein im Jahr 2017 5,5 TWh mehr an elektrischer Energie aus Windkraft gewesen.