Algorithmic Trading as a Service

von Dipl.-Ing. Krischan Keitsch

Die Automatisierung von Aktivitäten auf den Intraday-Handelsmärkten erfordert meist erhebliche Investitionen. So müssen insbesondere ein eigener Marktzugang, geschulte und lizenzierte Händler, ein sogenanntes Algorithmic Trading-System sowie die nötige IT-Infrastruktur bereit stehen. Daraus folgen nicht unerhebliche Kosten, die gerade kleinere Akteure schnell vor die Frage stellen, ob ihr Handelsvolumen und die erwarteten Erlöse die getätigten Investitionen ausreichend decken können. Aber auch als Marktzugangsanbieter hat die Profitabilität der angebotenen Dienstleistungen eine zentrale Bedeutung.

Algo Trading – Eine Kosten- / Nutzenabschätzung

Je nachdem, wie man rechnet, wird jede Firma zu eigenen Ergebnissen kommen. Wird nur das angestrebte Handelsvolumen und eine Mindestmarge berücksichtigt, oder ist es das Ziel, die vorhandene Flexibilität und die eventuellen offenen Positionen von Strom aus Erneuerbaren Energien zum bestmöglichen Ausgleich des eigenen Bilanzkreises im kostenintensiven Mehrschichtbetrieb an den Markt zu bringen? Ließe sich unter Umständen auf einen solchen Schichtbetrieb verzichten, wenn ein Handelsalgorithmus zuverlässig und effizient einen Teil dieser Arbeit übernehmen würde? Und werden mögliche Fehler aufgrund einer fehlenden Automatisierung in die monetäre Risikoabschätzung mit aufgenommen?

Wir haben uns dem Thema im Artikel „Algorithmic Trading as a Service – Ausbau eines Geschäftsmodells“ in den Energiewirtschaftlichen Tagesfragen (Ausgabe et 11/2017) aus zwei verschiedenen Blickwinkeln genähert, die im Folgenden kurz umrissen werden sollen: zum Einen aus der Sicht des Marktzugangsanbieters und zum anderen aus der Perspektive eines Stadtwerks ohne eigenen direkten Marktzugang.

Eintritt in die Welt des Algo Trading

Die erste Sicht vertritt die Interessen von Stadtwerken und Aggregatoren ohne eigenen Marktzugang. Hier liegt der Fokus auf einem einfachen Zugang, um Handelsalgorithmen z. B. via Browser konfigurieren und steuern zu können. Investitionen in die eigene Infrastruktur für einen algorithmischen Handel entfallen weitestgehend, die in diesem Fall vom Marktzugangsanbieter bereitgestellt wird. Über einen Client können Algorithmen konfiguriert und mit Aufträgen versorgt werden. Aufgrund der verwendeten Web-Infrastruktur kann dies auch bequem im Rahmen einer Bereitschaft von zu Hause aus erfolgen.

Ausbau des Geschäftsmodells

Die zweite Perspektive nimmt die Position von Marktzugangsanbietern ein. Wir arbeiten im o. g. Artikel heraus, wie Marktzugangsanbieter ihr Dienstleistungsportfolio und den Grad der Automatisierung mit Hilfe einer Algorithmic Trading-Solution ausbauen können, indem sie ihren Kunden ermöglichen, ohne zusätzliche Investitionen in eine geeignete IT-Infrastruktur Handelsalgorithmen zu mieten. Auch hier wird durch ein hohes Level an Automatisierung und ein paralleles Ausführen von vermieteten Handelsalgorithmen ein klassisches Geschäftsmodell erweitert.

Energiewirtschaft im Wandel

Die voranschreitende Digitalisierung macht auch vor dem Intraday-Handel für Strom und weitere Commodities wie insbesondere für Kohle, Gas oder Öl einschließlich der Bewirtschaftung der zugehörigen CO2-Positionen (z. B. EUA, CER) oder in Form der zu handelnden Zertifikate nicht halt. Für Akteure ohne direkten Zugang zu den Energiemärkten stellt das Algorithmic Trading somit eine interessante und kostengünstige Option dar, um die Vorteile von Handelsautomatisierungen nutzen zu können. Auf der kommenden Energiefachmesse „E-world energy & water“ vom 06. – 08. Februar 2018 in Essen werden wir hierzu sicherlich eine ganze Reihe interessanter Diskussionen führen.


Weitere Informationen rund um das Thema Algorithmic Trading und den diesbezüglichen Beitrag auf dieser Internetseite können gerne jederzeit beim Autor dieses Artikels unter der Internetseite https://krischan-keitsch.de/ erfragt werden.