Im vorletzten Artikel wurde die Methode des netzwerkbasierten Blockchainings erläutert, wobei zwei mögliche Anwendungen einer solchen Technologie auf dieser Internetseite bereits in den beiden Beiträgen „Solarcoins als digitaler Anreiz für Solarstrom“ und „Bitcoins“ als digitale Kryptowährungen vorgestellt wurden. Die technischen Einsatzmöglichkeiten von Blockchains sind vielseitig. Ein weiteres Beispiel dieses auf kryptographischer Grundlage basierenden Verfahrens soll im Folgenden angesprochen werden. Es handelt sich dabei um die bereits erwähnten sogenannten Smart Contracts.
Smart Contracts (aus dem Englischen übersetzt soviel wie „Intelligente Verträge“) sollen als digitale Dokumente bzw. Programme das computergestützte Vertragsmanagement teilweise oder vollständig übernehmen. Dadurch können sie die standardmäßig schriftlich auf Papier oder in einer Datei fixierte bzw. gespeicherte Form des Vertragswesens unterstützen oder aber komplett ersetzen. Im Idealfall kann im Rahmen einer Blockchain somit die gesamte Vertragskette vom initialen Abschluss bis hin zur finalen automatischen Erfüllung des Austausches von digitalen Assets bzw. Dienst-, Sach- oder Geldleistungen als ein logisch bzw. kausal zusammenhängender technischer Prozess vollständig und inhaltlich korrekt abgebildet werden, wobei jeder einzelne Datenblock einen aggregierten oder einen disaggregierten Prozessschritt in Form einer durch einen Hash kryptographisch verschlüsselten Information umfassen kann, die gemeinsam mit den vor- und / oder nachfolgenden Blöcken einen separaten Verfahrensabschnitt ergibt.
Das Konstrukt bindet die mit dem Vertrag einhergehenden Finanzgeschäfte mit ein, so dass diese Zahlungsströme als Transaktionen – wie im vorigen Artikel erläutert – ebenfalls über die Blockchain abgewickelt werden können. Primäres Ziel ist gegenüber dem traditionellen Vertragsrecht neben der Reduzierung der Durchlaufzeit des zugrundeliegenden Geschäftsprozesses die Senkung der in diesem Zusammenhang anfallenden Kosten wie insbesondere der Transaktionsgebühren (Handling Fees) sowie bezüglich der Qualität des Prozessmanagements die Verringerung oder weitestgehende Beseitigung eventuell auftretender manueller Fehlerquellen wie beispielsweise fehlerhafter Dateneingaben oder -lücken.
In diesem Kontext eignen sich Smart Contracts über die digitalisierte Definition bestimmter Bedingungen und Ereignisse auch zur computergestützten Überprüfung eines Kontraktes, da sie als Computerprotokolle die Logik des betreffenden Dokuments technisch abbilden sollen. Ein weiterer Vorteil dieser Blockchain-Anwendung liegt neben der Transparenz und der nachträglichen Unveränderbarkeit in einer potenziellen höheren Sicherheit der Vertragsparteien, wobei die entscheidenden Nachteile dieses neuen Geschäftsfeldes im Abbau von Arbeitsplätzen sowie in einer (noch) größeren Abhängigkeit von Computern gesehen werden. Ebenso ist die IT-Sicherheit sowie die Notwendigkeit einer vollständigen, korrekten und aufwendigen Programmierung dieser intelligenten, aber komplexen Vertragswerke als Sourcecode zu bedenken.
Wesentlich für die herkömmliche Prozesskette im Rahmen des Vertragsmanagements ist auch, dass durch Smart Contracts bisher zwischengeschaltete Instanzen wie zum Beispiel Notare, Makler oder Banken nicht mehr notwendig werden und somit entfallen. Dies ermöglicht die oben angesprochene Möglichkeit der Kostensenkung, da durch die Drittparteien nun keine Gebühren im Zuge der Vertragsabwicklung mehr anfallen, während über die Blockchain nur vergleichsweise geringe Aufwendungen erhoben werden. Durch die digitale Identität und die flexible bzw. vielseitig verwendbare Programmierung von Smart Contracts in der Blockchain können jedoch auch andere Prozesse wie beispielsweise Nachlässe, Wahlen oder Transport- und Behördengänge implementiert werden.