Die Kirlian-Fotografie

Im Jahr 1937 wurde von dem sowjetischen Elektrotechnik-Ingenieur Semjon D. Kirlian die sogenannte, nach ihm benannte Hochspannungsfotografie entdeckt, die ein fotografisches Verfahren zur Visualisierung physikalischer Entladungsvorgänge und somit auch der energetischen Abstrahlungen lebender Objekte darstellt und in diesem Artikel beschrieben werden soll.

Auf der physikalischen Ebene können sich Gase oder Gasgemische in Form des Transports elektrischer Ladungsträger entladen. Diese Gasentladung geschieht durch eine Ionisierung des nicht leitenden Gases, zum Beispiel der Luft, die auf die elektrische Feldstärke, also auf einen elektrischen Stromfluss durch das betreffende Medium zurückzuführen ist. Je nach Höhe der Stärke dieses elektrischen Feldes ist ein solcher Entladevorgang durch seine mit der Ionisation einhergehende Lichtentwicklung sichtbar und kann mithilfe der hochfrequenten Kirlian-Fotografie optisch erfasst werden. Dazu darf das von außen aufgebaute elektrische Feld jedoch nicht zu stark sein, um eine für die Kamera visualisierbare elektrische Entladung zu ermöglichen, die in der Elektrotechnik auch als Korona- bzw. Glimm-Entladung bezeichnet wird und zum Beispiel im unmittelbaren Umfeld von Hochspannungsleitungen vorkommt. Daher wird dieses fotografische Verfahren auch Koronaentladungsfotografie und das hierbei verwendete Gerät Korona-Kamera genannt.

Unerwünschte Koronaentladungen entstehen im Gegensatz zu der hier beschriebenen Nutzanwendung bei Hochspannungs-Freileitungen, da sie dort zu einem Energieabfall in Form von Übertragungsverlusten sowie zu Geräuschen (Knistern), Funkstörungen und Aufladungen der Staubteilchen in der Luft führen können. Daher wird ihr Auftreten bezüglich Häufigkeit, Dauer und Stärke in diesem Kontext vor Ort mit derartigen Korona-Kameras überwacht. Diese Art von elektrischen Entladungen kommt jedoch nicht nur in Materialien wie beispielsweise bei Metallen, sondern grundsätzlich im Zusammenhang mit allem elektrisch Leitfähigem und somit auch in lebenden Organismen wie Menschen, Tieren und Pflanzen vor. Die resultierende Entladung erfolgt dabei umso gleichmäßiger, je ebener die Oberfläche des elektrisch leitenden Materials beschaffen ist, da hierdurch nahezu homogene elektrische Feldstärken entstehen können.

Der Aufbau einer solchen Apparatur sieht nun eine Metallplatte (erster Leiter) unter einer nicht leitenden Platte (Isolator), zum Beispiel aus Glas, Keramik oder Stein vor. Auf letzterer befindet sich der Belichtungsfilm, auf dem wiederum das zu fotografierende Objekt (zweiter Leiter) positioniert wird, das sich somit in einem Hochfrequenzfeld befindet. Den oben genannten Namen der Hochspannungsfotografie hat dieses bildgebende Verfahren daher, dass an das Metall nun für einige wenige Mikrosekunden eine Hochspannung von etwa 20 Kilovolt (kV) angelegt wird. Dadurch entsteht rund um das abgelichtete Objekt eine Korona-Entladung in Form einer schwachen Elektroentladung, die aufgrund des resultierenden geringen elektrischen Stroms trotz der Hochspannung jedoch in der Regel ungefährlich ist und im abgedunkelten Raum als optisch erfassbare Leucht- bzw. Lichterscheinung auftritt.

Mithilfe dieses bildgebenden Verfahrens kann somit auch die elektrische Leitfähigkeit der menschlichen Körperoberfläche sichtbar gemacht werden und zeigt sich auf dem Fotopapier in Form eines entstehenden Strahlenkranzes (nach lat. corona: Kranz, Ring, Krone), was den Elektronen entspricht, die infolge der vergrößerten Oberflächenspannung aus dem hochfrequenten elektrischen Feld auf die fotoempfindliche Seite des Films austreten. Im Rahmen alternativer Behandlungsmethoden werden so vor allem Fingerkuppen und Fußzehen des Menschen abgelichtet bzw. ihr jeweiliger Energiefluss untersucht, da nach den Lehren der jahrtausendealten Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dort die Energiekreisläufe bzw. Meridiane (= Leitbahnen der Lebensenergie Chi) der Akupunkturlehre beginnen und enden. Dadurch kann ein Teil des energetischen Systems des Menschen visualisiert werden, so dass durch die sichtbaren Phänomene Rückschlüsse auf seine Gesundheit bzw. seinen aktuellen energetischen Zustand vorgenommen werden könnten. Die nachstehende Abbildung, veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Petra Bartnik, zeigt eine solche Kirlian-Fotografie des menschlichen Daumens.