Netztechnische Einbindung von Offshore-Windparks im küstennahen Bereich

Im vorangegangenen Artikel „Netzanbindungspunkte für Offshore-Windparks im norddeutschen Küstenbereich“ wurde die netztechnische Einbindung von Offshore-Windparks im küstennahen Bereich thematisiert, auf die auch in diesem Beitrag näher eingegangen werden soll.

Im Einzugsbereich der e.on Kernkraft GmbH liegen fünf mittlerweile größtenteils stillgelegte Kernkraftwerke (KKW) an der unmittelbaren Küste Nordwestdeutschlands. Dies sind im einzelnen die Standorte Brokdorf, Unterweser, Brunsbüttel, Stade und Krümmel, so dass sich diese Orte als potenzielle Einspeisepunkte für Offshore-Windparks anbieten. In der Regel waren oder sind diese Netzanbindungen durch den Betrieb der KKW weitgehend ausgelastet.

Eine denkbare Möglichkeit bietet sich in diesem Kontext jedoch dann, wenn die betroffenen KKW stillgelegt sind, so wie es in Deutschland für die nächsten Jahre geplant bzw. bereits – wie auch im Falle der o. g. KKW – bereits größtenteils erfolgt ist, so dass die auf diese Weise frei werdenden Leitungskapazitäten in der Folge durch angebundene Offshore-Windparks genutzt werden könnten. Die jeweiligen Stilllegungszeitpunkte der KKW korrelierten dabei allerdings nicht zwangsläufig mit den einzelnen Ausbauplänen der Offshore-Windenergienutzung bzw. der jeweiligen Betreiber. Mittlerweile sind die vier Kernkraftwerke Unterweser, Brunsbüttel, Stade und Krümmel im Jahr 2011 stillgelegt worden.

Im Falle einer bei der Netzanbindung verwendeten Hochspannungs-Gleichstromübertragungstechnik muss der Verknüpfungspunkt mit dem Verbundnetz im übrigen nicht unbedingt möglichst küstennah erfolgen. Es wäre auch denkbar respektive technisch durchaus möglich, die HGÜ über weite Strecken über Land zu führen, und die Kabel für die Netzanbindung in Gegenden mit großen Industrieproduktionen bzw. in Ballungszentren wie beispielsweise dem Ruhr- oder dem Rhein-Main-Gebiet mit einem entsprechend hohen Energiebedarf an die dortigen Hochspannungsnetze heranzuführen. Hierzu könnten z. B. unterirdische HGÜ-Kabel eingesetzt werden, so dass keine Freileitungstrassen an Land mehr notwendig wären. Allerdings wäre die Wirtschaftlichkeit einer solchen Lösung im konkreten Fall noch eingehend zu überprüfen.

Die Verknüpfungspunkte für die Netzanbindung der ersten Offshore-Windparks werden, wie bereits erwähnt, an den technisch dazu geeigneten Netzanbindungsstandorten, wie z. B. in Brunsbüttel oder bei Leer an der Grenze zu den Niederlanden, liegen. In den zukünftigen Jahren bzw. bei dem zu erwartenden starken Ausbau der Offshore-Windenergienutzung wird jedoch ein weiterer Ausbau der Netze an Land notwendig bzw. unumgänglich werden. Im Zusammenhang mit den zukünftig ebenfalls begrenzten Netzkapazitäten ist im übrigen die potenzielle Konkurrenz unterschiedlicher Energieerzeugungssysteme ein wichtiger Aspekt, da Offshore-Windparks in der Zukunft aufgrund der beschränkten Aufnahmekapazitäten gegebenenfalls mit konventionellen Energieerzeugern oder auch mit aus weiteren regenerativen Energiequellen gewonnenem Strom um freie Einspeisekapazitäten konkurrieren werden bzw. müssen (Literatur).