Biomassepotenzial zur energetischen Nutzung II

Die weltweite Getreideproduktion an Reis, Weizen, Mais und Gerste, die zusammen ungefähr 90% der Feldfruchterträge repräsentieren, kann mit etwa einem Kilogramm pro Einwohner und Tag und – bei einem mittleren Verhältnis zwischen Korn und Stroh von ca. 1 : 1 – ebenfalls rund einem Kilogramm Stroh je Einwohner und Tag beziffert werden. Dies kommt einer Gesamtmenge von jeweils ungefähr 2,1 Gt/a (~ 0,7 Gtoe/a) Stroh- bzw. Kornerträgen gleich, die auf etwa der Hälfte der globalen Ackerlandfläche angebaut wurde. Davon wiederum stellt rund die Hälfte in der Landwirtschaft zur Anwendung kommende Biomasse wie beispielsweise Streu, Raufutter oder Humusbildner dar, während der Rest in Form von ca. 0,5 kg Überschussstroh / (E · d) (~ 0,35 Gtoe/a) als bislang weitgehend ungenutzter Energierohstoff bei verhältnismäßig geringem Erfassungsaufwand zur Verfügung steht.

Durch die vollständige Nutzung weiterer strohähnlicher Restbiomassetypen aus der Landwirtschaft könnte das Energiepotenzial von Stroh auf das etwa Anderthalbfache ansteigen, was einem potenziellen Strohäquivalent in Höhe von ungefähr 0,75 kg bzw. rund 3 kWh je Einwohner und Tag entspräche. Für die Agrarflächen der EU kann in diesem Zusammenhang von einem Richtwert in Höhe von etwa einem Kilogramm Trockenbiomasse mit einem Heizwert von ca. 5 kWh/kg (~ 18 MJ/kg) pro Quadratmeter und Jahr ausgegangen werden.

Getreidestroh als ein bei der landwirtschaftlichen Ernte von Feldfrüchten anfallendes Kuppelprodukt wird dabei bisher energetisch kaum verarbeitet. Etwa die Hälfte der anfallenden Strohernte bleibt demnach ungenutzt und könnte somit zusammen mit weiteren Nebenerzeugnissen und Rückständen aus der Landwirtschaft insgesamt rund 1 Gtoe/a zum prognostizierten Weltenergieverbrauch von zukünftig etwa 20 Gtoe jährlich beisteuern. Da Kuppelprodukte wie z. B. Getreidestroh bei der Getreideernte oder Schlagabraum und Rinde im Rahmen der Stammholzernte derzeit kaum verwertet werden, ist darüber hinaus auch eine eventuelle Nutzungskonkurrenz mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion sowie der holzverarbeitenden Industrie ausgeschlossen.