Blackout Tschechien

von Herbert Saurugg, M.Sc.

Am 04. Juli 2025 kam es gegen Mittag zu einem großflächigem Stromausfall in der Tschechischen Republik. Ursache war nach ersten Erkenntnissen ein Kabelbruch an einer Übertragungsleitung. Der Blackout dauerte mehrere Stunden an und betraf über eine Million Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden.

Infolge eines Kabelbruchs kam es am 04. Juli 2025 zwischen 12:00 und 12:15 Uhr MESZ zu einer folgenschweren Unterbrechung der Transportleitung V411 des tschechischen Übertragungsnetzes des nationalen Transportnetzbetreibers Česká Energetická Přenosová Soustava (ČEPS), der für den Betrieb der tschechischen 400 kV- und 220 kV-Energieversorgungsnetze sowie einiger 110 kV-Leitungen des nachgelagerten Verteilnetzes verantwortlich ist.

Aufgrund dessen fiel der Block 6 des zur České Energetické Závody (ČEZ a. s., „Tschechische Energetische Werke“) gehörigen Kraftwerks Elektrárna Ledvice aus. Infolge dieser beiden Ausfälle kam es zu einer Überlastung der Übertragungsleitung V208 sowie zu einer weiteren außerplanmäßigen Abschaltung der Transportleitung V401 im Umspannwerk Krasíkov. In der Folge kam es zu einem kaskadenförmigen Schwarzfall eines Teils des tschechischen Übertragungsnetzes, wodurch dessen ordnungsgemäßer Betrieb nunmehr unmöglich wurde. Von dem Vorfall waren insgesamt neun große Netzknotenpunkte des nationalen Transportnetzes betroffen. Die Stromausfälle betrafen die Regionen Liberec, Ústí Nad Labem, Hradec Králové und Středočeský sowie Teile der Hauptstadt Prag. Von diesem großflächigen Stromausfall waren über eine Million Kunden in Form von Haushalten, Gewerbe und Industrie betroffen.

Die Stromproduktion wurde durch die Vorfälle um ca. 1.500 MW reduziert, der Stromverbrauch sank laut Daten von ČEPS von etwa 8.000 MW auf rund 5.800 MW über Lastabwurf bzw. Zwangsabtrennung („Not-Aus“). Die Verstromung aus Braunkohle ging dabei von ca. 1.300 MW auf etwa 500 MW zurück. Die Stromimporte sanken von rund 1.600 MW auf ca. 500 MW bei einem nur geringfügigen Rückgang der Stromproduktion aus Solarenergie um etwa 400 MW. Auf der Grundlage von § 54 des Gesetzes Nr. 458/2000 Slg. vom 28. November 2000, dem tschechischen Energiegesetz, rief die Leitstelle von ČEPS mit Wirkung zum 04. Juli 2025, 12:00 Uhr MESZ, den Notstand für die gesamte Tschechische Republik aus. Zu diesem Zeitpunkt begann ČEPS bereits mit den Arbeiten zur Wiederherstellung der Stromversorgung.

Gegen 14 Uhr wurden die zum Übertragungsnetz gehörigen Umspannwerke Malešice, Chodov, Čechy Střed und Řeporyje, die den Großraum Prag versorgen, wieder vollständig in Betrieb genommen. Etwa eine Stunde später konnten alle übrigen Umspannwerke des tschechischen Transportnetzes unter Spannung genommen und in einen stabilen Betriebszustand versetzt werden. Parallel dazu wurden die Reparaturarbeiten an der defekten Übertragungsleitung V411 begonnen, die kurz nach 22 Uhr abgeschlossen werden konnten. Die Koordination erfolgte gemeinsam mit dem Zentrum für den nördlichen Teil der europäischen Synchronzone, Amprion, mit Sitz in Brauweiler, Deutschland. Anschließend hob die Leitstelle von ČEPS den Notstand für die gesamte Tschechische Republik mit Wirkung zum 05. Juli 2025, 00:00 Uhr MESZ, auf.

Die ursächliche Höchstspannungsleitung V411, auf der es zu diesem weitreichenden Ausfall der Stromübertragung kam, wollte ČEPS bereits seit 2016 modernisieren lassen, um die Stabilität der Stromversorgung in der Tschechischen Republik zu gewährleisten. Die Arbeiten zur Verdopplung der Leitungskapazität sollen im nächsten Jahr beginnen. In diesen Tagen findet das zugehörige Ausschreibungsverfahren statt (Bildquelle: The New York Times Company).


Herbert Saurugg, Major außer Dienst, ist ein internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte sowie Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV), auf deren Internetseite https://gfkv.org/ sich auch weiterführende Informationen zum Thema finden.