Im Artikel „Blackout“ wurde die gleichnamige sechsteilige TV-Staffel vorgestellt, die auf dem ebenfalls angesprochenen Roman „BLACKOUT – Morgen ist es zu spät“ von Marc Elsberg basiert und die Ereignisse nach einem solchen flächendeckenden tagelangen Stromausfall schildert. Ebenfalls mit diesem Thema befasst sich der österreichisch-deutsch-französische Spielfilm „Wolfzeit“ aus dem Jahr 2003, der von einer Familie in einer derartigen Ausnahmesituation handelt und in diesem Beitrag kurz angerissen werden soll.
Schon zu Beginn des 113-minütigen Films scheint die Zivilisation zusammengebrochen zu sein, ohne dass die Erzählung näher darauf eingeht. Eine vierköpfige Familie ist unterwegs zu ihrem Ferienhaus. Dort angekommen, wird der Vater von unbekannten Hausbesetzern erschossen. Die Mutter Anne ist mit ihren beiden Kindern Eva und Ben nun völlig auf sich allein gestellt. Sie irren durch eine apokalyptische Welt, wo brennende Kühe und verwesende Schafe am Straßenrand liegen. Nach einiger Zeit kommen sie zu einem Bahnhof, an dem sie auf andere Flüchtlinge treffen und sich der dort herrschenden Hierarchie unterwerfen müssen…
Die sogenannte „Wolfzeit“ ist einer alten germanischen Sage zufolge die Zeit unmittelbar vor der Apokalypse. Der danach betitelte Film des österreichischen Regisseurs Michael Haneke aus dem Jahr 2003 entwirft eine zwischen anarchischen Gewaltausbrüchen und unheilvoller Pogrom-Stimmung changierende Parabel über eine gesetz- und normlose Zeit ohne sozialen oder gesellschaftlichen Kontext, die distanzlos mit einer ausnahmslosen Extremsituation konfrontiert und traditionelle Erwartungshaltungen unterläuft. Die Verzweiflung der Menschen, die sich nach dem Zusammenbruch der öffentlichen Strukturen auf einem ländlichen Bahnhof zusammenrotten und auf einen Zug warten, findet im Hier und Jetzt statt – in einer Welt, die nicht mehr weit davon entfernt zu sein scheint, außer Kontrolle zu geraten…
Kritiken:
„Wolfzeit, von Kameramann Jürgen Jürges in sorgfältige Breitwand-Kompositionen gekleidet (ein paar Lichtpunkte schieben sich nachts weit entfernt ins Bild, ein aufgescheuchter Vogel versucht aus einer Blockhütte zu entkommen), bezieht seine Stärke aus der Klarheit seiner Gestaltung und aus der völligen Abwesenheit von Science-Fiction-Elementen: Die Verzweiflung, die er zeigt, findet im Hier und Jetzt statt, in einer Welt, die nicht weit davon scheint, außer Kontrolle zu geraten.“ (Die Presse)
„Lose verbundene Szenen um einige Menschen, die sich nach dem Zusammenbruch der öffentlichen Strukturen auf einem ländlichen Bahnhof zusammenrotten und auf einen Zug warten. Eine zwischen anarchischen Gewaltausbrüchen und unheilvoller Pogrom-Stimmung changierende Parabel über eine gesetz- und normlose Zeit, die distanzlos mit einer Extremsituation konfrontiert und traditionelle Erwartungshaltungen unterläuft. Auffällig ist das Fehlen konkreter sozialer oder gesellschaftlicher Kontexte, was den moralischen Gestus des Films und seines Regisseurs Michael Haneke in Frage stellt.“ (Lexikon des internationalen Films)