Störanfälligkeit und Lebensdauer von Offshore-Windenergieanlagen I

Im vorigen Artikel wurden bereits ansatzweise die Themen Störanfälligkeit, Lebensdauer und Stillstandszeiten von Windenergieanlagen im Offshore-Bereich angesprochen, die in den beiden folgenden Beiträgen ausführlicher behandelt werden sollen.

Bei Rotordurchmessern von bis zu 200 Metern und überstrichenen Rotorkreisflächen von somit mehreren Hektar werden dynamische Lasten erreicht, die sich zwar auf dem Papier berechnen lassen, mit denen im Offshore-Bereich bisher jedoch noch keinerlei praktische Erfahrungen gemacht wurden. Insbesondere aufgrund der diesbezüglichen aufwendigen Gründung und der hohen Netzanbindungskosten ist der Einsatz von Großwindenergieanlagen nur in größerer Zahl ökonomisch sinnvoll.

Derzeit laufen Entwicklungsarbeiten für Windturbinen der 10 MW-Klasse, die angesichts des hohen Leistungsbereichs als bislang am wirtschaftlichsten angesehen werden, wenngleich Erfahrungen in dieser Leistungshöhe sowohl im Off- als auch im Onshore-Bereich ebenfalls noch ausstehen. Weiterhin werden verschiedene Testfelder der Windenergieanlagenhersteller an Land betrieben, um neue Großanlagen für eine eventuelle Nutzung auf See zu testen, um insbesondere die Zuverlässigkeit in Form unter anderem der Störanfälligkeit der Anlagen nachzuweisen, denn gerade in der wind- und ertragreichsten Jahreszeit (Herbst- und Winterquartal) können sich Wartungen und Reparaturen in Offshore-Parks sehr schwierig und aufwendig gestalten.

Ob und in welchem Ausmaß die oben genannten Offshore-Größtanlagen für Störungen und die damit einhergehenden Stillstandszeiten anfälliger sind als vergleichbare Windenergieanlagen im Binnenland, lässt sich nach Angaben des Bundesverband WindEnergie e. V. (BWE), Berlin, noch nicht sagen. Wenn jedoch Wartungs-, Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten auf See durchzuführen sind, werden sie wesentlich komplexer sein, zumal die dortigen Windräder weniger gut zugänglich sind.

In der Nordsee ist es gemäß den in den vorangegangenen Artikeln gegebenen Informationen aufgrund der offshore vorherrschenden Witterungsbedingungen und des Wellengangs statistisch gesehen an nur rund 150 Tagen im Jahr möglich, Offshore-Windkraftanlagen zu errichten. Im Hinblick auf Wartungs-, IH- und Reparaturvorgänge kommen nach Informationen des BWE unter Umständen zwar noch einige wenige Tage mehr in Frage, doch akute Störfälle bzw. störungsbedingte Stillstände von Windkraftanlagen im Offshore-Bereich werden vorzugsweise bei schlechtem Wetter bzw. in den Herbst- und vor allem Winterperioden auftreten.

Weiterführende Informationen zum Thema finden sich unter anderem im Tagungsband zum Kongress „Offshore-Windenergienutzung und Umweltschutz – Integration von Klimaschutz, Naturschutz, Meeresschutz und zukunftsfähiger Energieversorgung“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin.