Umweltziele – ein Fallbeispiel aus der Praxis II

Zentraler Ausgangspunkt für die Identifikation und Determinierung der langfristigen organisationalen Ökologiezielsetzungen ist der in der Praxis hinlänglich bekannte Sachverhalt, dass ein sparsamer Ressourcenumgang im Betrieb sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hinsicht vorteilhaft ist.

Konzentriert man sich gemäß einer produktionsablaufbezogenen Vorgehensweise zunächst auf den Inputbereich (vgl. linke Seite der Abb. „Struktur einer Öko-Betriebsbilanz“ in Teil I), so stellt der Material- bzw. Stoffeinsatz die wohl bedeutendste Eingangsgröße eines klassischen Produktionsbetriebs dar. Diese Kategorie findet im übrigen auch im betrieblichen Rechnungswesen besondere Beachtung, als dieser Bereich, der standardmäßig in Roh- sowie Hilfs- und Betriebsstoffe differenziert wird, entsprechend die in der Regel umfangreichste Kostenposition eines typischen Sachleistungsunternehmens repräsentiert. Insofern bietet es sich für das Unternehmen an, den Verbrauch an für den betrieblichen Produktionsprozess benötigtem Material sowohl aus ökologischen als auch aus ökonomischen Gründen grundsätzlich, d. h. fertigungstechnisch und wirtschaftlich sinnvoll, zu reduzieren.

Vor diesem Hintergrund soll dieser wesentliche Inputaspekt in Form einer summarischen Größe als strategisches Umweltziel in die Zielkonzeption aufgenommen werden, um die auch in langfristiger Hinsicht gegebene umweltökonomische Bedeutung dieser Position für das Unternehmen explizit zu verdeutlichen. Aufgrund der vorgenommenen Modellkonstruktion eines rein hypothetischen Unternehmens und der damit folglich fehlenden Daten und Informationen ist eine weitere praxisorientierte Differenzierung, beispielsweise nach der Materialeinsatzgruppe (Roh-, Hilfs-, Betriebsstoff) oder der eigentlichen Materialart (Rohstoff x, Hilfsstoff y, Betriebsstoff z), für die hier verfolgten Demonstrationszwecke nicht weiter notwendig. Die umweltversierte Zielsetzung des Betriebs könnte in diesem Kontext somit z. B. als „Verminderung des Materialeinsatzes“ (oder der Materialintensität) formuliert werden, wodurch einerseits die beabsichtigte Ressourcenschonung verfolgt wird (= ökologische Relevanz), andererseits aber auch monetäre Aufwendungen eingespart werden können (= ökonomischer Bezug).

Eine weitere zentrale Eingangsposition stellen die für die betriebliche Leistungserstellung benötigten Energieressourcen dar, die im Rahmen detaillierter Prozessbilanzen je nach Bedarf in elektrische Energie (Strom), thermische Energie (Wärme) oder fossile Energie (Gas, Öl, Kraftstoff) differenziert werden können. Es sei angenommen, dass der betrachtete Produktionsbetrieb Elektrizität als Hauptenergiequelle zu verzeichnen habe, so dass sich die Verantwortlichen auf diesen energetischen Zielbereich konzentrieren sollten.

Greift man den vorstehend angeführten Gedankengang auf, dass eine wie auch immer ausgestaltete Reduktion in den organisationalen Transformationsprozess einfließender Inputgrößen gleichzeitig auch mit einer Verminderung der dadurch anfallenden Ausgaben einhergeht, so könnte ein weiteres geeignetes Umweltziel in diesem Zusammenhang etwa auf „Reduzierung des Stromverbrauchs“ (oder der elektrischen Energieintensität) lauten. Die umweltökonomisch langfristige Bedeutung dieser Zielsetzung ergibt sich somit aus der mit einem verringerten Energiekonsum verbundenen Schonung natürlicher Ressourcen einerseits sowie aus den diesbezüglich bestehenden Kosteneinsparungspotenzialen andererseits.