Technische und standortbedingte Aspekte bei der Offshore-Aufstellung von Windkraftanlagen II

Auf der anderen Seite ist die Technologie von Offshore-Bauwerken gerade in den letzten Jahrzehnten durch die Erschließung der Ölvorräte in vielen Küstenvorfeldern im Bereich der Festlandsockel weit vorangeschritten, so dass auch aus diesen Bereichen grundlegende Erfahrungen bzw. Erkenntnisse geliefert werden können. So sollte es bei einer durchaus möglichen Übertragung der dort entwickelten Lösungen auf Windkraftanlagen im Meer keine unüberwindbaren technischen Schwierigkeiten geben.

Windenergieanlagen im Offshore-Bereich müssen nicht nur den Betrieb unter den für den jeweiligen Seestandort gängigen Bedingungen gewährleisten, sondern auch wetterbedingten Extremsituationen wie zum Beispiel sogenannten Jahrhundertwellen, Jahrhundertböen oder Eisgang bzw. Packeis, die im Übrigen zwecks einer maximalen Lastberechnung herangezogen werden, standhalten können, so dass neben der Anlagentechnologie einer zuverlässigen Verbindung zwischen der Offshore-Windkraftanlage bzw. dem Turm und dem entsprechenden Gründungsfundament eine Schlüsselrolle bei der Windenergienutzung auf See zukommt.

Ein dafür notwendiges, umfangreiches und sicheres Gründungskonzept in Form einer gebräuchlichen, zuverlässigen Fundamentierungsmethode muss unter anderem hohe Festigkeiten, besondere Korrosionsschutzmaßnahmen sowie verschiffbare Konstruktionen vorsehen, wobei die am Markt genannten Investitionszahlen von etwa 1,3 bis 1,7 Mio. € pro Offshore-Konverter im Hinblick auf das Fundament nicht ausreichen werden, da für eine sichere Grundierung bei einer durchschnittlichen Wassertiefe zwischen 25 bis 40 m in der Nordsee einschließlich der vorzuhaltenden Rückbaukosten voraussichtlich noch einmal rund 20 bis 30% zum oben genannten Kostenpunkt hinzukommen werden.

Bei der konstruktiven Planung von Offshore-Windenergieanlagen respektive deren Fundamenttypen kann, wie eingangs schon erwähnt, auf die bereits vorhandenen Kenntnisse und Erfahrungen aus der Konstruktion von Offshore-Plattformen (vgl. z. B. Art. „Die Offshore-Plattform „Mittelplate“ in der Nordsee“) zurückgegriffen werden. Bei größeren Bauhöhen wird für den Fundament- und den Plattformbau überwiegend auf höherfeste Stahlsorten, wie zum Beispiel auf den Typ „S-420-Offshore“, zurückgegriffen, um auf diesem Wege die Tragquerschnitte und somit das Gewicht sowie die damit zusammenhängenden Materialkosten zu reduzieren.

Weiterführende Informationen zum Thema bietet unter anderem das Buch „Windkraftanlagen: Grundlagen, Technik, Einsatz, Wirtschaftlichkeit“ (4. Auflage, 2008) im Springer-Verlag, Berlin, von Erich Hau.