Notwendigkeit von Netzverstärkung bzw. -ausbau zur Offshore-Windenergieeinspeisung

Ist die Netzanbindung, insbesondere der Stromtransport vom Seestandort an Land, in theoretischer Hinsicht technisch und wirtschaftlich hinreichend konzeptioniert, so besteht das eigentliche Hauptproblem in den derzeit zur Verfügung stehenden Netzkapazitäten, die schon heute den weitaus größten Engpass im Hinblick auf die weitere Entwicklung der maritimen Windkraftnutzung in der Bundesrepublik darstellen.

Die derzeitige norddeutsche Netzinfrastruktur ist zur Aufnahme großer Anschlussleistungen im Größenbereich mehrerer (zehn-)tausend Megawatt aus Offshore-Windenergieparks nicht geeignet bzw. nicht ausreichend. Die Pilotphasen kleinerer Offshore-Windparks werden voraussichtlich zwar noch in die vorhandenen Netze integriert werden können, doch für einen weiteren Ausbau der Offshore-Projekte müsste das Stromnetz in Norddeutschland längerfristig erweitert bzw. ausgebaut werden, wobei die zuständigen Landesbehörden für die Genehmigung neuer Freileitungstrassen derzeit einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren veranschlagen.

In diesem Zusammenhang gibt es nun zwei Möglichkeiten; zum einen kann das existierende Netz verstärkt werden, was die Ersetzung der bestehenden Kabel durch dickere und damit leistungsfähigere Kabel oder auch die Netzverstärkung durch zusätzliche direkte Anbindungen an Umspannwerke mit höheren Spannungen bedeutet. Zum anderen kann anstelle (oder auch neben) dieser Netzverstärkung ein überaus zeit- und kostenintensiver Ausbau der Netzinfrastruktur vorgenommen werden, was nach dem heutigen Erkenntnisstand sehr wahrscheinlich der Fall sein wird, zumal die Netzanknüpfungspunkte bzw. die zugehörigen -kapazitäten derzeit allenfalls zum Anschluss erster, leistungsmäßig nur kleinerer Projekte in der Größenordnung von etwa 50 bis 150 MW ausreichen werden.

Die Kompensation der heute fehlenden Netzkapazitäten für den Transport des Offshore-Stroms im Binnenland wird weiterhin notwendig werden, da die Großverbraucher bzw. die relevanten Abnehmerzentren des (Wind-)Stroms vor allem das Ruhr- oder auch das Rhein-Main-Gebiet darstellen, die rund 300 bis 500 km von den Einspeisepunkten der Nordseewindparks entfernt liegen. Vor diesem Hintergrund kann allein für den Netzausbau mit Zusatzinvestitionen von mehreren 100 Mio. € gerechnet werden, wobei zur Zeit allerdings noch kein unmittelbarer Handlungsbedarf bezüglich eines Netzausbaus besteht, da erst einige hundert MW im Offshore-Bereich installiert sind, wofür die derzeit bestehenden Leitungskapazitäten noch ausreichen.

Der eigentliche Netzengpass beginnt demnach erst in den kommenden Jahren, wenn voraussichtlich umfangreiche Strommengen von der See an Land transportiert werden, da die Hochspannungsnetze in den strukturschwachen Küstenregionen für die geplanten Strommengen definitiv nicht ausreichen werden. Soll diesbezüglich ein entsprechender Netzausbau vorgenommen werden, so ist die Tatsache zu berücksichtigen, dass pro Kilometer einer 380 kV-Hochspannungsleitung zwischen 0,75 und 1 Mio. € an Kosten anfallen werden und zusätzlich bis zur Genehmigung eines Netzausbaus bis zu zehn Jahre vergehen können (s. o.).

Weiterführende Informationen zum Thema finden sich unter anderem auf http://www.windpower.org.