Fracking III: Umweltrisiken der Shale Gas-Förderung

von Christian Großner, M.Sc.

Wie bei allen neuen Technologien kann es bei der Exploration und Förderung von Shale Gas zu Umweltbeeinträchtigungen in allen Phasen der Technologieanwendung kommen. Diese Risiken sollten im Vorfeld analysiert und bewertet werden. Durch die jahrelange Förderung von Shale Gas in den USA liegen bereits erste Erfahrungen vor.

Grund- und Oberflächengewässer

Bedenken über die Umweltverträglichkeit bestehen hier hinsichtlich des hohen Wasserbedarfs sowie des Einsatzes von Chemikalien als Additive. Da es möglich ist, dass ein Frackvorgang mehrfach wiederholt werden muss, können für ein Sondenfeld mehrere tausend Kubikmeter Wasser benötigt werden. Ob die Entnahme dieser Wassermengen Auswirkungen auf den Grundwasserkörper hat, muss im Einzelfall von der zuständigen Wasserbehörde beurteilt werden.

Risiken der Kontamination bestehen durch die Lagerung der Chemikalien, durch die Bohrung selbst, durch die Bildung der Risse im Untergrund und durch die Entsorgung des Flowback. Das Tyndall Centre for Climate Change Research, Norwich (UK), untersuchte 260 der in den USA eingesetzten Substanzen. Rund ein Fünftel der Substanzen haben demzufolge eine oder mehrere Eigenschaften, die sehr bedenklich sind:

  •  38 Substanzen sind toxisch für die menschliche Gesundheit,
  •  17 Substanzen sind toxisch für aquatische Organismen,
  •  8 Substanzen sind karzinogen,
  •  7 Substanzen sind mutagen,
  •  5 Substanzen haben Auswirkungen auf die Reproduktivität.

Zusätzlich kann der Flowback aus der Lagerstätte gelöste Substanzen enthalten wie zum Beispiel Toluol, Benzol oder auch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe. Für die Bewertung des Risikos sind aber auch die Menge und die Konzentration der Substanzen, der Aufnahmepfad für Mensch und Umwelt sowie der Verbleib in der Umwelt wichtige Parameter.

Flächenverbrauch

Für den Aufbau eines Bohrfeldes werden Zufahrtswege, Lagertanks, diverse Wasserbecken, Lagerplätze für die Bohrausrüstung sowie Platz für Wohn- und Bürocontainer benötigt. Für jede Bohrung wird eine Fläche von ca. 10.000 m² vorbereitet. Das Tyndall Centre geht in seiner o. g. Studie davon aus, dass bei einer 20-jährigen Produktion bzw. Förderung von 9 Mrd. m³ Erdgas pro Jahr etwa 430 bis 500 Bohrungen nötig sind. Damit würde für die Förderung eine Fläche zwischen ca. 140 und 400 km² in Anspruch genommen werden. Für dicht besiedelte Regionen, wie es in Deutschland vielfach der Fall ist, müsste daher die Erschließung von Shale Gas-Vorkommen kritisch geprüft werden.

Lärm und sonstige Emissionen

Die Lärmemissionen durch den Bau und den Betrieb einer Bohranlage können erheblich sein. Neben dem Bohrbetrieb an sich sorgt auch das erhöhte Verkehrsaufkommen für Emissionen. Dies sind die Fahrgeräusche der Lastkraftwagen und Automobile der Arbeiter sowie bei unbefestigten Fahrbahnen auch Staubaufwirbelungen. In Deutschland ist davon auszugehen, dass die Zufuhr von Wasser und der Abtransport des Flowback über Rohrleitungen erfolgt. Dies reduziert die nötigen Lkw-Transporte erheblich. In Regionen, wo Rohrleitungen nicht genutzt werden können, sind bis zu mehreren einhundert Fahrten für die Wasserver- und -entsorgung nötig. ExxonMobil geht in diesem Zusammenhang von 250 bis 340 Fahrten pro Bohrplatz in Deutschland aus.

In der Bohrphase für Kernbohrungen kann es sein, dass die Bohraktivitäten vier bis acht Wochen durchgängig zu hören sind. Neben den Gefahren der Lärmbelästigung besteht auch ein Risiko, dass durch die Bohrungen kleinere Erdbeben ausgelöst werden können und es dadurch in der Nähe der Bohrstelle zu Beschädigungen von Häusern kommen könnte.