Einflussfaktoren auf den Offshore-Anlagenbetrieb II

Neben den im vorangegangenen Artikel genannten Aspekten spielen vor allem auch die jeweils vorherrschenden Umweltfaktoren am Offshore-Standort eine entscheidende Rolle, von denen die wichtigsten in diesem Beitrag angesprochen werden sollen.

Weitere Unsicherheiten in Bezug auf die Beurteilung des Offshore-Potenzials und der damit verbundenen Unwägbarkeiten hinsichtlich der Anlagen rühren beispielsweise von der Nichtexistenz bzw. -verfügbarkeit umfangreicher exakter Angaben über das Windpotenzial in der Deutschen Bucht sowie von den starken Änderungen in den modernen Umrichtertechnologien aufgrund der dortigen momentanen dynamischen Entwicklung her, die insbesondere bei der Frage der Netzanbindung und deren Kosten eine Hauptrolle spielen (vgl. dazu auch die Beiträge zum Thema Netzanbindung und Stromeinspeisung von Offshore-Windparks: „Die elektrische Verbindung zwischen Offshore-Windpark und Verbundnetz“ ff).

Wesentliche zusätzliche Beanspruchungen, die die Lebensdauer bzw. die Störanfälligkeit von Offshore-Windkraftanlagen im negativen Sinne entscheidend beeinträchtigen können, stellen die in der Nord- und Ostsee vorherrschenden abiotischen Umweltfaktoren dar, die am Ende dieses Artikels zusammengefasst sind, wobei vorzugsweise die extremen Belastungsgrößen wie zum Beispiel die Jahrhundertwelle oder die Jahrhundertböe für die Auslegung von Offshore-Windkraftanlagen herangezogen werden.

Gemäß den Ausführungen der DNV GL SE, Hamburg, sollten diese Daten bei der Anlagenkonzeptionierung für den deutschen Bereich der Nord- und Ostsee in geeigneter Weise einbezogen werden, wobei es im Falle von deren Nichtbeachtung zu weiteren Stör- bzw. Versagensgründen wie zum Beispiel aufgrund übermäßiger Beanspruchungen der Anlagen infolge von Wind- und Welleneinwirkungen kommen könnte.

Für die Nordsee beträgt die maximale Wassertiefe etwa 40 m. Die Strömungsgeschwindigkeit im offenen Wasser liegt bei ~1,3, im flachen Wasser bei ~3,5 m/s. Die mittlere Springtide kann mit rund 4,5 m, die minimale Wellenperiode mit ca. 11 sec. angegeben werden. In Bezug auf die 100-Jahreswerte wird eine Jahrhundertwelle von etwa 21 m und eine Jahrhundertböe von rund 35,4 m/s veranschlagt. In der Ostsee herrscht demgegenüber eine Wassertiefe von maximal 20 m vor. Die Strömungsgeschwindigkeit im (offenen) Wasser liegt bei ca. 0,3 m/s. Die durchschnittliche Springtide kann mit etwa 0,5 m, die kürzeste Wellenperiode mit rund 7 sec. angegeben werden. Im Hinblick auf die 100-Jahresdaten wird eine Jahrhundertwelle von rund ca. 7,8 m zugrunde gelegt.

Weiterführende Informationen zum Thema finden sich unter anderem im Tagungsband zum Kongress „Offshore-Windenergienutzung und Umweltschutz – Integration von Klimaschutz, Naturschutz, Meeresschutz und zukunftsfähiger Energieversorgung“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin.