Eignung von Biomass-To-Liquid-Verfahren I

Betrachtet man heute existierende oder geplante BTL-Prozesse in ihren jeweiligen Gesamtkonzeptionen, so kann zunächst einmal festgehalten werden, dass die unterschiedlichen Herstellungsverfahren in technischer wie auch in logistischer Hinsicht vergleichsweise komplexer Art sind und aus diversen Gründen wie z. B. anlagenkostenbezogenen Degressionseffekten oder dem lediglich regional-saisonalen Aufkommen von Biomasse für eine ausschließlich zentralisierte oder dezentralisierte Produktion nur bedingt geeignet sind.

Im Vergleich zu den Gestehungskosten konventioneller Diesel- und Ottokraftstoffe auf Rohölbasis werden für synthetisch erzeugte BTL-Kraftstoffe auch weiterhin erheblich höhere Erzeugungskosten pro Einheit angegeben (vgl. Art. „Problematische Aspekte im Zusammenhang mit BTL-Kraftstoffen“). Dieser Umstand kann unter verfahrenstechnischen Gesichtspunkten in erster Linie mit einem deutlich höheren spezifischen Massendurchsatz, den signifikant kleineren Anlagenkapazitäten, den überwiegend festen und damit schwerer verarbeitbaren Einsatzmaterialien sowie einer bislang vergleichsweise geringeren Prozesseffizienz der heutigen BTL-Verfahren begründet werden. Allerdings wurden bei dieser Gegenüberstellung steuerliche, die genannten Fossilerzeugnisse deutlich verteuernde Aspekte außer Betracht gelassen.

Ebenso könnte andersherum auch der Rohölpreis den für BTL-Kraftstoff veranschlagten Gestehungspreis bald egalisieren. So steht vor dem energiepolitischen Hintergrund der im Mittel kontinuierlich ansteigenden Ölpreise, der stetig abnehmenden Weltvorräte an fossilen Energieträgern, der politisch unsicheren Situation im Nahen und Mittleren Osten sowie der zunehmenden Importabhängigkeit der Industrienationen bezüglich fossiler Rohstoffe zu vermuten, dass sich BTL-Verfahren möglicherweise schon in naher Zukunft gegenüber fossilen Kraftstoffen nicht nur in qualitativer, sondern auch in finanzieller Hinsicht als durchaus konkurrenzfähig erweisen könnten.