Die Belastung von Offshore-Windkraftanlagen durch Eis

Belastungen durch aufgestautes (Pack-)Eis, durch einen plötzlichen Eisstoß oder auch durch am Fundament festgefrorenes Eis treten im Zusammenhang mit Offshore-Bauwerken insbesondere an Standorten in der Ostsee auf. Zu untersuchen wären hierbei beispielsweise im Rahmen entsprechender Forschungsprojekte die auf die einzelnen Bauteile der Windkraftanlagen einwirkenden unmittelbaren Belastungen sowie die daraus resultierenden Beanspruchungen und Probleme hinsichtlich der Gründung.

Für die Wahl einer geeigneten Gründungsmethode vor allem bei den in der Ostsee geplanten Anlagen kann somit die direkte Beanspruchung von speziellen Bauwerksteilen maßgebend werden. Daher sollten zur näheren Untersuchung dieses Kriteriums neben unterschiedlichen bodenmechanischen Aspekten ferner auch einige konstruktive Details im Hinblick auf das Fundament untersucht werden.

Bei einem Eisstoß wird die Gründung z. B. durch verschiedene, im Bereich der Wasseroberfläche entstehende Horizontalkräfte sowie durch das daraus resultierende Kippmoment dynamisch beansprucht. Bei am Fundament festgefrorenem Eis ist demgegenüber zusätzlich noch eine zyklische Vertikalbelastung der Gründung durch die auf das Eis einwirkenden Wellen- und Strömungskräfte möglich und daher bei der Grundierungskonzeption in geeigneter Weise zu berücksichtigen.

Durch die entsprechende Konstruktion des Fundaments, z. B. in Form eines eisbrechenden Konus, kann die Größe der Einwirkungen durch Eis jedoch zu einem gewissen Teil reduziert werden. Gittertragwerke wie beispielsweise die im Artikel „Überblick über offshore-relevante Grundierungstypen“ bereits erwähnten Jacket-Konstruktionen begünstigen allerdings im Gegensatz zu Dreibein- oder Monopile-Gründungen (die bezüglich ihres Verhaltens gegenüber Eislasten übrigens als annähernd gleichwertig angesehen werden können) den Aufstau des Eises und kommen daher insbesondere für die Anwendung im Ostseebereich tendenziell nicht in Frage.

Erfahrungen und Erkenntnisse zur Eisbelastung von Offshore-Bauwerken liegen bisher vor allem durch den Bau bzw. den langjährigen Betrieb von Offshore-Plattformen zur Erdöl- oder Erdgasgewinnung in der Nordsee vor.

In diesem Zusammenhang sei abschließend erwähnt, dass der standortspezifische, die Auslegung von Fundamentierungen beeinflussende Dimensionierungsfaktor in der Nordsee ein anderer ist als in der Ostsee. Während in der Nordsee vor allem die Wellenhöhe die Dimensionierung der Fundamentierung bestimmt, so ist in der Ostsee der Druck respektive die durch das Packeis auf die Anlagenteile einwirkende Last für die Größe bzw. Art des Fundaments ausschlaggebend. Darin ist auch der entscheidende Grund zu sehen, warum die Kosten für einen einzelnen Stahlpfeiler nach Angaben des Verbandes der dänischen Windkraftindustrie (DWIA), Kopenhagen, in der Ostsee wesentlich schneller ansteigen als in der Nordsee (Literatur).