Ausblick: Offshore-Windkraftprojekte in Deutschland I

In den folgenden Artikeln sollen mögliche Probleme und Perspektiven im Zusammenhang mit der Netzanbindung von Offshore-Windparks und der Einspeisung von windenergetisch erzeugtem Strom behandelt werden.

Die meisten Offshore-Windparkprojekte in Deutschland werden voraussichtlich mit der bereits im Artikel „Die elektrische Verbindung zwischen Offshore-Windpark und Verbundnetz“ angesprochenen herkömmlichen Dreiphasen-Drehstromtechnik angeschlossen werden, sofern die Übertragungsstrecken nicht zu groß (> ~60 km) werden. Die verwendete Spannung bei den Übertragungsstrecken wird aufgrund der Blindleistungserzeugung durch die Kabel voraussichtlich im Bereich zwischen 110 und 220 kV liegen. Bei einer zu übertragenden Leistung von z. B. 1.000 MW bedeutet jedoch eine Spannung von 110 kV, dass die Ströme so groß werden, dass mehrere Kabel parallel geschaltet werden müssten.

Für ein Offshore-Projekt nahe Helgoland ist beispielsweise bei einer Leistung von 1.000 MW und einer Spannung von 145 kV eine Parallelschaltung von fünf dreiadrigen Kabeln vorgesehen. Bei einem weiteren Ausbau dieser ersten Offshore-Projekte ist darüber hinaus auch vorstellbar, dass die anfänglich eingesetzte Drehstromübertragung durch entsprechende Technik bei Bedarf im nachhinein in eine Gleichstromübertragung „umgewandelt“ werden könnte.

Damit könnte das bereits verlegte Kabel bzw. die Trasse für die anfängliche Drehstromübertragung auch nach einer auf Gleichstrom erfolgten Änderung ohne größere Probleme weiterverwendet werden. Bei großen Entfernungen, etwa über ca. 60 km, stößt die Drehstromtechnik mittels Kabel jedoch an ihre Grenzen, so dass man – sieht man in diesem Zusammenhang von geeigneten, zwischenzuschaltenden Blindleistungskompensatoren ab – ab diesen Entfernungen die ebenfalls bewährte HGÜ-Technik wählen wird bzw. muss.

So wird vom genehmigten Nordsee-Offshore-Windpark „Dan Tysk“ die Drehstromtrasse bis zum geplanten Netzeinspeisungspunkt Wilster (bei Brunsbüttel) etwa 200 km lang sein, wobei auf der Strecke zwischen Standort und Anschlusspunkt entsprechende Kompensationseinrichtungen vorgesehen sind. Die Wechselstromübertragung ist dabei zwar grundsätzlich weniger aufwendig, führt jedoch bei den angesprochenen größeren Entfernungen zu erheblichen Verlusten, die allerdings auch stark von den gewählten elektrischen Parametern wie z. B. vom Spannungsniveau u. ä. abhängen (Literatur).